Trinkwasser ist gefühlt in unbegrenzter Menge vorhanden. Ob in Küche, Bad oder Garten: einfach den Wasserhahn aufdrehen und schon steht es zur sofortigen Verfügung. Dabei ist Trinkwasser ein kostbares Gut und von eminent wichtiger Bedeutung für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Die Qualität des Wassers, das wir täglich zu uns nehmen, spielt eine zentrale Rolle, sei es beim Trinken, Kochen oder bei der Körperpflege.
Damit Trinkwasser sauber und sicher bleibt, ist nicht nur die Wasseraufbereitung entscheidend, sondern auch der Transport bis zum Verbraucher. Hier kommen Trinkwasserschläuche und -rohre ins Spiel, die dafür sorgen, dass das Wasser von der Quelle oder dem Versorgungsnetz hygienisch einwandfrei zu den einzelnen Haushalten oder Einsatzorten gelangt. Doch welche Anforderungen werden an Trinkwasserschläuche gestellt, aus welchen Werkstoffen werden sie gefertigt und wo kommen sie zum Einsatz?
Unser Trinkwasser
Aufgrund seiner elementaren Bedeutung für die Menschheit haben die Vereinten Nationen 2010 sauberes Trinkwasser als Menschenrecht eingestuft – und dennoch bleibt für über zwei Milliarden Menschen, meist in ländlichen Gebieten Afrikas und Südasiens, der Zugang verwehrt. Hier in Deutschland stellt sich die Situation bedeutend besser dar, Trinkwasser gilt hierzulande sogar als das bestkontrollierte Lebensmittel. Laut Stiftung Warentest enthält Leitungswasser in der Regel sogar mehr Mineralstoffe als Mineralwasser und kann bedenkenlos konsumiert werden.
Das Trinkwasser in Deutschland wird hauptsächlich aus Grund- und Quellwasser gewonnen, während der restliche Bedarf aus Oberflächengewässern wie Stauseen und Flüssen oder aus Niederschlägen gedeckt wird. Das erhaltene Rohwasser wird anschließend in Wasserwerken aufbereitet und über ein Netz von Wasserleitungen bis zu den Wasserhähnen der Haushalte transportiert.
Die deutsche Trinkwasserverordnung (TrinkwV) legt dabei fest, welchen Anforderungen Wasser gerecht werden muss, um als Trinkwasser anerkannt zu werden. Laut dieser Vorschrift muss es klar und geruchlos sein, darf keine Krankheitserreger aufweisen und muss einen bestimmten Gehalt an gelösten Mineralstoffen enthalten. Außerdem soll Trinkwasser geschmacklich neutral, kühl und frei von gesundheitsschädlichen Substanzen sein. Die Verordnung gewährleistet somit, dass das Wasser bis zur Entnahmestelle frei von Verunreinigungen bleibt.
Rechtliche Anforderungen für Trinkwasserleitungen
Auch alle Schlauchleitungen, Rohrleitungen und sonstigen Bauteile, die auf dem Weg vom Entnahmeort bis zur Zapfstelle mit dem Trinkwasser in Berührung kommen, müssen strenge Auflagen erfüllen, schließlich hätten Krankheitserreger und andere Schadstoffe im Leitungswasser verheerende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung. Für Kunststoffschläuche und Gummischläuche, die als Trinkwasserschläuche verwendet werden, bestehen auf nationaler Ebene verschiedene Leitlinien, rechtliche Grundlagen und Regelwerke für den Transport und die Verteilung von trinkbarem Wasser, welche die hohe Qualität des heimischen Trinkwassers sicherstellen. Im Speziellen sind das vor allem die KTW-Leitlinie und die DVGW W 270 Zertifizierung:
KTW-Leitlinie
Die vom Umweltbundesamt (UBA) eingeführte KTW-Leitlinie (kurz für „Leitlinie zur hygienischen Beurteilung von organischen Materialien im Kontakt mit Trinkwasser“) zielt auf die Anforderungen ab, die ein Schlauch aus EPDM, Silikon, PVC oder anderen Werkstoffen erfüllen muss, um als Trinkwasserschlauch zugelassen zu werden. Die Abkürzung KTW steht dabei für „Kunststoff-Trinkwasser“. Unter anderem wird die Migration verschiedener organischer Stoffe in Kalt-, Warm- und Heißwasser überprüft, um mittels Positivlisten Grenzwerte zu bestimmen, beispielsweise für den gesamten organischen Kohlenwasserstoff (engl. „total organic carbon“, TOC). Die KTW-Leitlinie soll damit dafür Sorge tragen, dass in der Trinkwassertechnik eingesetzte Materialien durch Auslaugen keine unerwünschten Stoffe in das Trinkwasser abgeben. Seit ihrer Einführung gab es mit der Elastomer- und Beschichtungsleitlinie sowie der Leitlinie für Thermoplastische Elastomere eine Reihe an Erweiterungen und Ergänzungen.
DVGW-Arbeitsblatt W 270
Die Prüfnorm DIN EN 16421 wiederum bestimmt den Einfluss der eingesetzten nichtmetallischen Materialien auf mikrobielles Wachstum auf deren Oberflächen. Die Vorgehensweise hierfür ist im DVGW Arbeitsblatt W 270 präzise festgelegt: Die Prüfung erfolgt an flächigen Prüfkörpern von jeweils 20 cm x 20 cm, welche über mindestens drei Monate lang kontinuierlich in einem Becken mit Wasser umströmt werden. Nach jedem Monat werden die Proben dann entnommen und auf mikrobielles Wachstum durchsucht.
Auch wenn man intuitiv davon ausgehen könnte, dass für Trinkwasserschläuche dieselben Vorschriften wie für Lebensmittelschläuche gelten, ist dies nicht der Fall. Je nach Art des Lebensmittels und dessen chemischen sowie physikalischen Eigenschaften werden an den jeweiligen Schlauch spezifische Anforderungen gestellt. Bereits bei einem gewöhnlichen Lebensmittelschlauch, wie er in der Getränkeindustrie oder Lebensmitteltechnik zum Einsatz kommt, muss sichergestellt sein, dass er physiologisch unbedenklich ist und keinen negativen Einfluss auf die Qualität des transportierten Lebensmittels hat.
Trinkwasserschläuche müssen jedoch hinsichtlich der Migrationswerte noch strengere Vorgaben erfüllen als Schläuche, die für den Transport von anderen Lebensmitteln vorgesehen sind. So darf ein Schlauch erst dann als Trinkwasserschlauch verwendet werden, wenn er sowohl konform mit der KTW-Leitlinie ist als auch die Prüfung gemäß DVGW-Arbeitsblatt W 270 besteht.
