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Theoretische Simulationen und experimentelle Validierungen 

CFD in der Wasser- und Abwasserbehandlung 

INVENT Umwelt- und Verfahrenstechnik AG

In der Wasser- und Abwasserindustrie ist das Verständnis der Strömungsdynamik nicht nur eine wissenschaftliche Übung, sondern eine Notwendigkeit. Das Gebiet der Strömungsmechanik ist ein komplexes Netzwerk aus Physik, mathematischen Modellen und realen Anwendungen. Da kommt Computational Fluid Dynamics (CFD) ins Spiel – ein entscheidendes Werkzeug, das die Art und Weise, wie wir reale Probleme der Strömungsmechanik lösen, verändert hat.

In den 1990er Jahren leitete die Gründung der Invent durch Dr.-Ing. Marcus Höfken die rigorose Anwendung der Strömungsmechanik in der Abwasserbehandlung ein. Mit Wurzeln am Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Universität Erlangen-Nürnberg unter der Leitung von Professor Dr. Franz Durst entstand Invent aus einer echten Leidenschaft für Strömungsmechanik, kombiniert mit einem streng wissenschaftlichen Ansatz.

Schon in den Anfangsjahren erkannte man das Potenzial der CFD-Simulationen und nutzte diese in Zusammenarbeit mit Hochschulen. Das Unternehmen gründete bald darauf eine eigene CFD-Abteilung, die sich rasch ausschließlich der Komplexität der Wasser- und Abwasserbehandlung widmete. Von der Modellierung von Rührwerken mit detaillierter CAD-Geometrie bis zu Multiphasen-Simulationen für belüftete Becken war Invent an vorderster Front tätig, indem es geltende Konventionen in Frage stellte und Standards anhob.

Strömungsgeschwindigkeitsfeld im SBR

CFD in der Abwasserbehandlung

Aber was ist CFD? Im Kern ist Computational Fluid Dynamics (CFD) die Verwendung angewandter Mathematik, Physik und computergestützter Software, um Strömungen zu modellieren und zu visualisieren. Es gibt viele Beispiele: Belüftete Becken erfordern beispielsweise Multiphasen-Simulationen, welche dabei helfen können, die Standard-Sauerstoffübertragungsrate (SOTR), eine entscheidende Metrik in der biologischen Abwasserbehandlung, vorherzusagen. Oder die Bewegung und das Verhalten suspendierter Feststoffe und aktiven Schlamms zu verstehen. CFD hilft bei der Modellierung dieser Phänomene und bietet Einblicke in Partikelbahnen, Absetzmuster und mehr.

Darüber hinaus können in gerührten Behältern oder in Pumpstationen die Effekte an der Wasseroberfläche, die oft durch turbulentes Verhalten gekennzeichnet sind und zur Bildung von Wirbeln führen, komplex sein. CFD-Simulationen unterstützen Ingenieure dabei, diese Oberflächeneffekte zu modellieren sowie Behandlungsprozesse zu entwerfen und zu optimieren.

Mit zunehmender Vertiefung in die Modellierung der Abwasserbehandlung werden bestimmte Merkmale und Techniken unverzichtbar. Die Gründe sind:

    1

    Turbo-Gebläse

    Die genaue Auslegung der Turbo-Gebläse ist von entscheidender Bedeutung. In Kläranlagen spielen diese eine zentrale Rolle, um eine effiziente Zirkulation und Suspension von Feststoffen sicherzustellen. Eine genaue Auslegung gewährleistet eine zuverlässige Darstellung des realen Gebläsebetriebs.

    2

    Multiphasen-Simulation für Belüftung 

    Belüftung ist entscheidend für die biologischen Oxidationsprozesse der biologischen Abwasserreinigung. Das Verständnis komplexer Phänomene wie Blasendynamik ist entscheidend. Faktoren wie Blasenzerfall, ihre eventuelle Koaleszenz und der Massentransfer sind entscheidend, um die Sauerstoffübertragungsrate zuverlässig vorherzusagen.

    3

    Transport von Schlammflocken

    Schlammflocken oder aggregierte Partikel erfordern ebenfalls weitere Untersuchungen und sorgfältige Modellierung. Bei Multiphasen- Simulationen für ihren Transport kommt ein komplexer Faktor ins Spiel: das Fließverhalten. Mit zunehmender Konzentration dieser Flocken weicht das Verhalten der Flüssigkeit von der newtonschen Idee ab und übernimmt Eigenschaften nicht- newtonscher Fluide. Diese Veränderung im Flüssigkeitsverhalten, gepaart mit Flockungseffekten – bei denen Partikel zusammenkommen, um größere Flocken zu bilden – macht den Modellierungsprozess noch komplexer.

Durchflussverteilung in der Splitbox

Strömungs- und Belüftungsfeld im Oxidationsgraben

Eine bedeutende Herausforderung bleibt jedoch bestehen. Das Verhalten von biologischen Verbindungen im Abwasser kann nicht explizit innerhalb der Gleichungen der Strömungsmechanik modelliert werden. Hier spielt der numerisch-empirische Ansatz eine wesentliche Rolle. Durch die Verbindung von Theorie mit empirischen Daten stellen wir genaue Ergebnisse sicher, die auf realen Beobachtungen und Validierungen basieren. Die potenziellen Anwendungen von CFD in diesem Bereich sind vielfältig und erstrecken sich über Siebanlagen, hydraulische Dynamik, Wasserverteilung und darüber hinaus. Man denke an anoxische Tanks, Klärbecken, Oxidationsgräben, anaerobe Faulbehälter – CFD kann alles abdecken.

Resuspension von Belebtschlamm im Mischbehälter

Instrumente und Zusammenarbeit

Invent ist in Sachen CFD-Technologie immer auf dem aktuellen Stand. Die Software M- STAR, mit seinem Lattice-Boltzmann-Ansatz zur Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen, bietet fortschrittliche Turbulenzmodellierungstechniken wie Large Eddy Simulation. Es sind zeitgenaue dynamische Simulationen möglich und bieten einen beispiellosen Einblick in turbulente Phänomene. Turbulenz ist schließlich entscheidend für das Rühren. Je genauer Turbulenzen modelliert werden, desto besser sind die Vorhersagen im Zusammenhang mit der Vermischung, einem Eckpfeiler in den Prozessen der Abwasserbehandlung.

Dennoch liegt die eigentliche Stärke der CFD-Abteilung des Unternehmens nicht nur in ihren Software- und Hardware-Tools, sondern auch in ihrem anhaltenden Bestreben nach numerischer Validierung. Durch kontinuierlichen Vergleich von Simulationsergebnissen mit experimentellen Daten, entweder in Zusammenarbeit mit Hochschulen oder durch Vor- Ort-Experimente in Kläranlagen, stellt Invent die Präzision ihrer CFD-Simulationen sicher. Die beste CFD ist weit mehr als eine Simulation, sie beinhaltet auch kontinuierliche experimentelle Validierungen und Kalibrierungen unter Verwendung eines numerisch- empirischen Ansatzes.

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