W&A: Was sind Ihre „Helden“ aus der Technik, Industrie oder Forschung?
Varhegyi: Robert Bosch auf jeden Fall. Ich bin begeistert von seiner Genialität sowohl technisch als auch wie er ein so fruchtbares Arbeitsklima geschaffen hat. Dann Steve Jobs mit seinem Think Different und, wenn virtuelle Helden erlaubt sind: Tony Stark, der seinen Scharfsinn und sein Leben für die Rettung der Welt einsetzte und ohne zu zögern geopfert hat.
W&A: Was ist für Sie die wichtigste technische Entwicklung aller Zeiten?
Varhegyi: Das heiße Wasser. In der Geschichte der Menschheit hat es fast in allen Lebensbereichen immer wieder Weiterentwicklungen ermöglicht. Das Kochen von Lebensmitteln, die Verarbeitung von Rohstoffen, der Energietransport (Heizung), Energie-Verwandlung (Dampfmaschine), Hygiene, Desinfektion sind einige wichtige Beispiele.
W&A: Für welche moderne technische Entwicklung sehen Sie die größte Zukunft?
Varhegyi: Ich denke, aktuelle würden fast alle antworten: die Künstliche Intelligenz. Dem schließe ich mich an. Und wie bei allen technischen Entwicklungen seit dem heißen Wasser gilt auch hier: Bitte nicht für böse Zwecke verwenden.
W&A: Welche gesellschaftliche Entwicklung wird den größten Einfluss auf die Zukunft haben?
Varhegyi: Ich denke, dass das Wachstum der Weltbevölkerung den größten Einfluss auf unsere Zukunft haben wird. Mit Aufklärung und gerechter Verteilung der Ressourcen sollten wir diese Sache angehen. Eine der wichtigsten Ressourcen ist das Trinkwasser, das in vielen Orten der Welt bekanntermaßen aus Seen oder Talsperren gewonnen wird. An einer gerechten Verteilung des Trinkwassers arbeitet seit langem die WIR „Water Is Right“ Stiftung. Eins ihrer Projekte sind das „Drink Water – Give Water“ Programm. Es ist mir eine große Ehre, das inspirierende und engagierte Team von Water Is Right kennengelernt zu haben.
W&A: Was halten Sie für die wichtigsten Errungenschaften Ihres Unternehmens?
Varhegyi: Im Professional Bereich arbeiten wir daran, Wasser als selbstverständlichen Bestandteil unserer Lebenswelten zu erhalten und zu fördern. Weil Wasser für Natürlichkeit steht, erscheint es den meisten Menschen eben auch selbstverständlich, dass Wasser in hoher Qualität und unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Erst langsam erkennen wir in den letzten Jahren, dass sich das zu verändern beginnt. Hier das öffentliche Bewusstsein zu verändern und Lösungen für die Herausforderungen des Heute und Morgen zu entwickeln, das ist für mich die wichtigste Errungenschaft von OASE Professional.
W&A: Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmenspolitik? Was ist das Motto Ihres Unternehmens?
Varhegyi: Bei OASE Professional haben wir das Ziel, Lebensräume mit Wasser kreativ und nachhaltig zu gestalten und Wasser dauerhaft und selbstverständlich für Menschen erlebbar zu machen. Im Professional Bereich sind wir stolz darauf, die führenden Experten für Wasser und Gewässer im öffentlichen und gewerblichen Bereich zu sein. Dabei steht wir für zwei sehr unterschiedliche Bereiche: einerseits für einen sehr technologischen Umgang mit Wasser, um Menschen mit einzigartigen und begeisternden Fontänenanlagen zu begeistern (Fountain Technology). Andererseits stehen wir für ressourcen- und umweltverträgliche Gewässerbehandlung und zukunftsweisende ökologische Systemlösungen bei der Behandlung von Wasser (Water Technology). Dabei kommen unsere Lösungen im natürlichen Umfeld zu Einsatz und helfen, das Gleichgewicht von Gewässern wieder herzustellen, wenn sie durch menschliche und Umwelteinflüsse beeinträchtigt sind.
W&A: Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?
Varhegyi: Sehr viele glauben, dass die Seen sich von allein heilen würden und dass eine menschliche Intervention hier nicht richtig wäre. Das erweckt bei vielen Entscheidern den falschen Glauben, es wäre richtig, nichts zu tun. Aber viele Seen sind aufgrund menschlicher Eingriffe oder klimatischer Veränderungen in schlechtem Zustand und insofern auf menschliche Intervention angewiesen. Wenn sich diese Rahmenbedingungen nicht ändern, wird sich auch der Zustand des Gewässers nicht ändern. Oft geschieht aber aus Unwissenheit oder einem falschen Verständnis von natürlichem Gleichgewicht nichts. Um den Zustand der Seen zu ändern, gibt es eine große Hilfe und einen Wegweiser: Das neue DWA-606 Merkblatt „Grundlagen und Maßnahmen der Seentherapie“, das bald in Weißdruck erscheinen wird. Darin wird über den aktuellen Stand von gewässerökologischen Grundlagen zur Planung, Durchführung und Erfolgsaussichten von Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen berichtet. Es ist wichtig zu verstehen, dass tatsächlich ein menschlicher Eingriff und der Einsatz spezieller Verfahren das Gewässer in seinen natürlichen Zustand zurückführen kann, was die Natur alleine aber nicht könnte. Das erscheint auf den ersten Blick kontraintuitiv und widerspricht unserem „Bauchgefühl“. Dennoch ist es fachlich eindeutig nachweisbar. Um dieses Wissen weiter zu verbreiten, haben wir im März ein wichtiges Symposium in der bayrischen Stadt Hof unterstützt, welches anlässlich des Weltwassertags Forschung und Praxis zu diesen Themen zusammengebracht hat.
W&A: Welche Entwicklungen plant Ihr Unternehmen für die Zukunft?
Varhegyi: Unser Motivation ist es, genau den gerade beschriebenen Sachverhalt bekannter zu machen und immer mehr und besser Ansätze für nachhaltige Seentherapie zu entwickeln und in der Praxis einzusetzen. Inszeniertes Wasser in unseren Städten und natürliches Wasser in den Landschaften ist für Mensch essenziell. Es ist symbolisch und tatsächlich vielleicht der wichtigste Faktor unserer Umwelt. Vielen Menschen ist noch nicht bewusst, wie sehr diese natürliche Ressource auch in unseren Breiten unter Druck steht. Daran zu arbeiten, ist unsere Mission.
Herr Varhegyi, vielen Dank für das Interview!