Blau-grün-graue Infrastruktur
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Betriebssicherheit
Die Zuverlässigkeit der Regenwasser-Nutzungsanlage (RWNA), also der störungsfreie Betrieb, zahlt sich aus, wenn Regenwasser wie in diesem Fall in der Produktion verwendet wird. Denn nicht vorhergesehene Ausfälle der Versorgung führen zu kostenintensiven Verzögerungen im Betriebsablauf. Auch die WC-Spülung für 80 Mitarbeiter:innen darf nicht für Stunden oder Tage ausfallen. Der Vorsorge, um Funktionsstörungen zu vermeiden, kommt in Gewerbe und Industrie und auch bei öffentlichen Gebäuden eine größere Bedeutung zu als im Privathaushalt oder bei der Gartenbewässerung.
Wie alle technischen Systeme benötigt auch die RWNA eine regelmäßige Inspektion und Wartung durch sachkundiges Personal. Bei Werr & Ludwig mit eigener Sanitärabteilung ist das kein Problem. Der richtige Zeitpunkt für Inspektion und Wartung ist im Frühjahr und im Herbst. Vor der Frostperiode sollte die Anlage zur Regenwassernutzung winterfest gemacht werden, falls es Außenzapfstellen gibt. Es lohnt sich dann auch, den Filterschacht zu reinigen. Was sonst zu tun ist, steht in Kapitel 11 und auf einer zweiseitigen Liste im Anhang E der DIN EN 16941-1.
Sicherheit für Boden und Grundwasser
Wohin mit dem Speicherüberlauf? Heutzutage müssen die vor Ort zuständigen Kommunen das Gefährdungspotential in Industriegebieten besonders abwägen. Die Stadt Bräunlingen hat für das Oberflächenwasser den Anschluss an die öffentliche Abwasserbeseitigung angeordnet. Im Gegensatz dazu muss sämtliches Dachwasser, soweit es nicht vom Gründach aus verdunstet oder aus dem Regenspeicher genutzt wird, auf dem Grundstück „schadlos beseitigt“ werden. Aus Sicht der Bauherrschaft geht das nur unterirdisch, denn die komplette Oberfläche des Betriebsgeländes wird als Lagerfläche sowie als Parkplatz für Kunden und Mitarbeiter benötigt. Und das Überlaufrohr des Speichers liegt bereits unter der Erde.
Wegen der in Baden-Württemberg kritischen Haltung der Wasserbehörden bei Versickerung ohne bewachsenen Oberboden kam zwischen Dachablauf und unterirdischer Sickerrigole bei Werr & Ludwig ein „Alleskönner“ zum Einsatz, der Mall-Substratfilter ViaPlus Typ 3000. An diese Regenwasser-Behandlungsanlage dürfen bis zu 3000 Quadratmeter abflusswirksame Fläche angeschlossen werden. Die Reinigung erfolgt in drei Stufen:
Entfernung gelöster / emulgierter Stoffe
Regenwassercenter Tano XL für die Regenwassernutzung in Gewerbe und Industrie. Es enthält zwei Pumpen zur Druckerhöhung, einen Frequenzumrichter, ein System zur Trinkwassernachspeisung mit Zwischenbehälter, eine LCD-Anzeige und weitere vormontierte Einzelteile. Quelle: Mall
Kosten und Kalkül
Früher wäre sämtliches Regenwasser in die Kanalisation eingeleitet und ohne Niederschlagsgebühr von der Kommune entsorgt worden. Die Kosten für die Regenwasserbewirtschaftung plus Dachbegrünung gemäß den behördlichen Auflagen liegen für das Familienunternehmen Werr & Ludwig deutlich über 100.000 Euro. „Natürlich belastet das und wir waren bei der Kalkulation auch erschrocken. Doch mit kühlem Kopf betrachtet finde ich es richtig, dass wir die Umwelt und speziell den Wasserhaushalt schützen, verursachergerecht – nicht über die Allgemeinheit,“ meint Jörg Ludwig. Er ist in der zweiten Generation geschäftsführender Gesellschafter. „Wir machen aus der Not eine Tugend und zeigen die zukunftsfähige Haustechnik im eigenen Neubau in der bestmöglichen Ausführung. Das dient der Kundenberatung und hilft sogar bei der Suche nach qualifiziertem Personal.“ Auch seine drei Kinder sind schon dabei und können den gut aufgestellten Betrieb bald übernehmen.
Aufruf an Gewerbebetriebe zum Weltwassertag 2024
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) hat zum Tag des Wassers am 22.03.2024 eine Stellungnahme abgegeben, in der unter anderem vor regionalen und temporären Nutzungskonflikten durch Wassermangel in Deutschland gewarnt wird, falls nicht bald bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für Zeiten mit extremer Trockenheit geschaffen werden. Diese Rahmenbedingungen sollten zum Beispiel die Verpflichtung zur Regenwassernutzung und zur Wasserwiederverwendung beinhalten, insbesondere im Gewerbe. Die Wasserwiederverwendung dürfe aber nicht nur als Instrument für Krisenzeiten gesehen werden, sondern müsse grundsätzlich flächendeckend zur Verfügung stehen.
Nahwärmeversorgung, Energiekonzept
Die Biogasanlage Palmhof in Bräunlingen wurde 2005 in Betrieb genommen. Die installierte Leistung beträgt 2.200 kW, die Bemessungsleistung 450 kW, der Gasspeicher fasst 9.800 Kubikmeter. Der Palmhof versorgt das gesamte Gewerbegebiet Niederwiesen mit Nahwärme in Form von Warmwasser. Die Technikzentrale, das Blockheizkraftwerk und der Öl-Redundanzkessel dort stammen von der Ing. G. Werr & S. Ludwig GmbH.
Die Produktionshalle des Betriebes Werr & Ludwig wird über Deckenstrahlplatten beheizt, kleinere Nebenräume konventionell über Heizkörper und die Büros mit Fußbodenheizung, jeweils mit Warmwasser aus dem Pufferspeicher der betriebseigenen Heizzentrale. Zudem sind die Büros mit Akustikdeckenplatten ausgestattet, die im Sommer auch kühlen können. Die Energie dafür stammt von einem Klimagerät. Den Strom zu dessen Betrieb liefert eine 30 kW Photovoltaikanlage auf dem Hallendach. Die Lüftungsanlage arbeitet mit Wärmerückgewinnung.
Autoren
Klaus W. König
Dipl.-Ing.