WASSERBEHANDLUNG
Gebläsetechnik sorgt für ausreichend Luft
Abwasserreinigung geht in den Untergrund
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Zermatt liegt am Fuß das Matterhorns – und dessen Gipfel bleibt immer wieder gern in der Wolkendecke verborgen.
Tourismus bestimmt die Abwassertechnik
Zermatt ist ein Phänomen in der Abwassertechnik. Gerade einmal 5600 Einwohner zählt der Ort. Die Kläranlage jedoch hat eine Kapazität von 76.000 Einwohnergleichwerten (EWG). Hintergrund: Zur Hauptsaison im Winter und Sommer kommen Schmutzfrachten an, die für den vollständigen Abbau einen chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) von 60.000 erreichen. „Wir haben eine jährliche Auslastungskurve, die mit zwei Höckern einem Kamel gleicht“, sagt Zenhäusern. Ein CSB-Wert von 60.000 EWG entspricht dem einer mittelgroßen Stadt. So viele Menschen können sich aber selbst dann nicht in Zermatt aufhalten, wenn alle Betten restlos ausgebucht sind.
Erklären lässt sich das hohe Frachtaufkommen und der enorme CSB-Wert für die Abwasseraufbereitung durch die Einleitung aus der Gastronomie. „Touristen frühstücken, gehen mittags essen und sitzen abends beim Dinner“, erzählt Beni Zenhäusern. Dieser intensive Konsum lässt den CSB-Wert in die Höhe schnellen. Die jährliche Durchschnittsbelastung liegt zwischen 24.000 und 25.000 EWG. Spürbare industrielle Einleiter gibt es in Zermatt keine. Großbetriebe sind in der Abwassertechnik besser zu steuern, da die Schmutzfrachten eine gewisse Kontinuität an den Tag legen. Die Vielzahl an Kleinbetrieben aus Hotellerie und Gastronomie lässt sich nach Erfahrung des Abwassermeisters nicht so einfach steuern. „Wir wissen nie, was uns erwartet. Deshalb nehmen wir bereits nach dem Sandfang Proben.“ Die Daten aus den Messungen dienen dann der Frachtberechnung.
Mit Blick auf die Betriebssicherheit arbeitet die ARA Zermatt in Service- und Wartungsfragen eng mit Aerzen Schweiz zusammen – vornehmlich in Person von Michael Schüpbach. Der Leiter des Service Centers in Frauenfeld südlich vom Bodensee hat für das Kläranlagenteam unter anderem einen Revisionsplan für alle Gebläse erstellt. Dieser beinhaltet für jedes Aggregat eine Zeitplanung auf Basis der Betriebszeiten und schließt die bei Revisionen notwendigen Betriebsstoffe sowie Ersatzteile ein. Ferner gibt die Planung wertvolle Hinweise für notwendige Hilfsmittel – dann etwa, wenn für geplante Arbeiten ein Montagekran erforderlich ist.
Letztlich steht über allen Arbeiten die Maßgabe der Betriebssicherheit und langfristigen Verfügbarkeit. Hohe Maßstäbe stellen gerade die Membranfilter auf. Sie trennen nach dem Ammonium-Nitrat-Abbau den Belebtschlamm vom biologisch gereinigten Wasser. Das Wasser wird per Unterdruck durch die Membran ins Innere der Hohlfasern gesaugt. Die Druckdifferenz erzeugt eine Drehkolbenpumpe. Die Luft aus den Gebläsen wirkt als kontinuierliche Grobbelüftung. Diese ist notwendig, um die Membranen in Bewegung zu halten, da die Membranöffnungen gerade einmal 0,04 Mikrometer messen – was selbst für Bakterien zu klein ist. Ergo würden die Membranen sofort verstopfen, wenn der Luft-Wasser-Strom ausfällt.
Nicht viel zu sehen: Die Kläranlage Zermatt schmiegt sich optisch unscheinbar an das Alpenmassiv. Hinter der Tür verbirgt sich modernste Prozesstechnik. Fotos: Thorsten Sienk