Nachrüstung eines alten französischen Wasserkraftwerks
3D-Scanner für Turbinen
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Nachrüstung nach 87 Jahren
Das Wasserkraftwerk wurde im Jahr 1934 von deutschen Ingenieuren nach dem ersten Weltkrieg gebaut und ist seitdem in Betrieb. Als es an der Zeit war, die ersten zwei der insgesamt vier Francis-Turbinen des Kraftwerks zu ersetzen, erkannte der mit dem Projekt beauftragte Bauunternehmer schnell die Komplexität der vor ihm liegenden Aufgabe. Für den Entwurf optimal funktionierender Einheiten für die Anlage musste der Turbinenhersteller zunächst die genauen Abmessungen der riesigen, unregelmäßig geformten Saugrohre in Erfahrung bringen. Diese dienen zur Abfuhr des Wassers, damit dieses durch die Turbinen und anschließend in den Fluss abgeleitet werden kann. Bei ungenauen Messungen würden die Turbinen nicht die angegebene elektrische Leistung erbringen und somit die Leistungsstandards der Anlage nicht erfüllen. Im schlimmsten Fall können fehlerhafte Messungen nicht nur zu Leistungsverlusten, sondern auch zu Kavitation und hohen Turbinenvibrationen sowie zu schwerwiegenden Unfällen führen.
Die ursprünglichen Pläne der Saugrohre existieren zwar noch, doch haben sich ihre Maße in den fast neun Jahrzehnten seit ihrer Anfertigung enorm verändert. So konnten die ursprünglichen Angaben nicht mehr als zuverlässige technische Dokumentation verwendet werden. Abgesehen von den unmittelbaren physischen Schäden an der Anlage drohen dem Turbinenhersteller und dem Projektträger bei Nichteinhaltung der Spezifikationen schwere Strafen wie Geldbußen sowie Rufschädigung. Die herkömmlichen Messmethoden waren nicht ausreichend, um die Rohre innerhalb des Projektzeitrahmens genau zu dokumentieren.
Deswegen wandte sich der Auftragnehmer an Damien Delmont von 3DLM, einem Spezialisten für Engineering und 3D-Scannen für industrielle Anwendungen, inklusive Nachrüstung, Inspektion und das Reverse Engineering von alten Strukturen und Komponenten. Delmont erläutert: „Hätten die Zugrohre eine einfache geometrische Form, könnten sie leicht mit herkömmlichen Werkzeugen gemessen werden. Aber das war nicht der Fall. Deshalb haben wir uns für 3D-Scans entschieden, um millimetergenaue CAD-Modelle dieser Rohre zu erstellen.“
Scannen in Dunkelheit und umringt von Wasser
Ein ständiger Hinweis auf das Risiko war das Wasser, das in das Saugrohr strömte – etwa zehn Liter pro Minute, die durch die Ventile oberhalb flossen. Im Gegensatz zu Ventilen und Wasserhähnen in Privathaushalten sind diese älteren Ventile so konzipiert, dass sie nur geringe Wassermengen durchlassen. Um die unmittelbare Gefahr eines Wasserschadens zu vermeiden, baute das Team einen behelfsmäßigen Holztisch, auf dem es die Computer und Geräte abstellte.
Das Wasser beeinträchtigte die Abtastung keineswegs. „Obwohl der Boden des Saugrohrs an einigen Stellen bis zu zwei Zentimeter hoch mit Wasser bedeckt war, hat Artec Eva diese Bereiche optimal gescannt”, so Delmont. „Manche 3D-Scanner haben selbst mit einer dünnen Wasserschicht Probleme. Das was aber bei Artec Eva nicht der Fall. Um ganz sicher zu gehen, habe ich diese Bereiche mit Lasertelemetrie überprüft und festgestellt, dass die Messungen absolut präzise waren. Artec Eva erwies sich als ideal geeignet für diese Art von Arbeit. Der Scanner ist äußerst präzise und ermöglicht es uns, in einer feucht-nassen und damit technikfeindlichen Umgebung, in völliger Dunkelheit und ohne Steckdosen zu scannen”, so Delmont. Das Scannen eines jeden Abschnitts dauerte etwa eine halbe Stunde. Die gesamte Röhre war in etwa fünf Stunden erfasst.
Erstellung von CAD-Modellen für Nachrüstungen und Inspektionen
Beim Scannen entdeckte Delmont eine fünf bis zehn Millimeter dicke Mineralschicht an den Wänden der Saugrohre, die sich im Laufe der Jahrzehnte durch die unzähligen Millionen Liter Wasser, die durch die Rohre geflossen waren, abgelagert hatte. Solche Ablagerungen beeinflussen die Strömungseigenschaften durch das Rohr und mussten im resultierenden 3D-Modell genau dokumentiert werden, da sonst die anschließenden CFD-Simulationen nicht die tatsächlichen Durchflussraten des Wassers widerspiegeln würden.
Nach dem 3D-Scannen war es an der Zeit, die Scans zu einem CAD-Modell zu verarbeiten. „Die Scanverarbeitung in Artec Studio war kein großer Aufwand und ermöglichte es uns, innerhalb des geplanten Zeitrahmens zu bleiben“, erläutert Demarche. „Nach einer minimalen Bereinigung habe ich die zehn gescannten Abschnitte ausgerichtet und ein einziges 3D-Modell erstellt, das alle Oberflächen des gesamten Zugrohrs umfasst.“
Im Anschluss daran nutzte Delmont die Scan-to-CAD-Funktionen von Artec Studio, um das 3D-Modell des Saugrohrs mit CAD-Primitivformen zu versehen. Anschließend exportierte er diese Formen als STP-Dateien in SOLIDWORKS, die er als Referenzen für das Skizzieren, Zeichnen und Extrudieren des CAD-Modells des Saugrohrs verwendete.
Delmont unterstreicht die Bedeutung der Scan-to-CAD-Funktionalität: „Wenn eine Phase des Arbeitsablaufs zu viel Zeit in Anspruch nimmt, verringert dies unsere Effizienz und erhöht unsere Kosten. Damit werden unsere Chancen geschmälert, wettbewerbsfähig zu bleiben und neue Projekte zu gewinnen. Indem wir nur wenige Augenblicke nach dem Scannen eines Objekts CAD-Primitive direkt aus dem Scan in Artec Studio erstellen, verkürzen wir den Arbeitsablauf immens, ohne dabei Abstriche bei der Qualität zu machen.“