Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass durch den Klimawandel extreme Wettereignisse zunehmen, so erlebt das Horn von Afrika aufgrund ausgefallener Regenzeiten eine der schlimmsten Dürrekatastrophen der Geschichte.. Mit der Errichtung von Sanddämmen hat die international tätige Hilfsorganisation arche noVa aus Dresden ein Mittel gefunden, wirksam die lokalen Folgen der Klimakrise zu entschärfen. Durch die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit lokalen Partnerorganisationen und die Förderung von Selbstverwaltungsstrukturen wird so die Wasserversorgung vor Ort gesichert und werden die örtlichen Gemeinden im Hinblick auf kommende Dürreperioden gestärkt.
In vielen Regionen Ostafrikas war das Klima schon immer eine Herausforderung. Auch wenn die durchschnittlichen Jahresniederschlagsmengen zum Teil fast mit denen aus gemäßigten Breiten vergleichbar sind, so konzentriert sich der Großteil der Niederschläge jährlich auf meist zwei Spitzen, so dass kurze Perioden mit Hochwasser und monatelange Phasen von Trockenheit im ständigen Wechsel stehen. Diese ausgeprägten klimatischen Extreme sind zum Beispiel im Machakos County in Kenia ein Phänomen, auf welches sich die Bevölkerung eingestellt hat und Bewältigungsstrategien entwickeln konnte, um in diesem semi-ariden Gebiet zu leben. Allerdings gibt es eine Reihe Faktoren, die die Lage immer weiter verkomplizieren. So hat zum Beispiel das Kenianische Erbrecht zur Folge, dass Parzellen für landwirtschaftliche Nutzung immer kleiner werden, was viele Familien in eine Subsistenzwirtschaft (Bedarfswirtschaft) drängt. Des Weiteren führt die relative Armut in der Region und die daraus resultierende Prävalenz illegaler Holzkohleproduktion zu einer Entwaldung, die in Kombination mit den schweren Regenfällen zu Erosion und damit zum Verlust fruchtbaren Erdbodens für die Landwirtschaft führt.
Resilienz der Betroffenen stärken
Mit dem Fokus auf Wasser-, Sanitärversorgung und Hygieneaufklärung (WASH) ist die international tätige Hilfsorganisation arche noVa aus Dresden seit 2011 in Ostafrika aktiv. Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen führt sie Projekte der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit in Kenia, Äthiopien, Somalia und Uganda durch. Die Folgen des Klimawandels zeigen sich in den Projektregionen immer deutlicher. Gerade die Versorgung mit sicherem Wasser wird in vielen Regionen am Horn von Afrika immer schwieriger. Dabei ist die Verfügbarkeit von Wasser die Grundvoraussetzung, um den Menschen in den Gegenden, die vom Klimawandel betroffen sind, Perspektiven zu ermöglichen.
Um die Wasserversorgung in den Projektgebieten nachhaltig sicher zu stellen, erarbeitet arche noVa gezielt Lösungen, die die betroffenen Gemeinden aktiv miteinbeziehen und auf die Gegebenheiten vor Ort sowie traditionelle Techniken eingehen. Durch einen intensiven Wissenstransfer werden die Menschen vor Ort in die Lage versetzt, konstruktiv auf den Klimawandel zu reagieren, sich selbst zu versorgen und sich so neue Einkommenschancen zu erschließen. Ein Beispiel, das zeigt, wie dies gelingen kann, ist der Bau von Sanddämmen. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen African Sand Dam Foundation (ASDF) und dem Laikipia Permaculture Trust (LPCT) hat arche noVa in Kenia bis 2021 bereits 60 dieser Bauwerke erstellt und die Lebensbedingungen der Menschen in den betroffenen Gemeinden spürbar verbessert.
Voraussetzungen für Sanddämme
Damit ein Sanddamm nachhaltig seinen Zweck erfüllt, müssen einige Vorbedingungen erfüllt sein. So muss das im Flusswasser mitgeführte Material zu mindestens 95 Prozent aus Sand bestehen. Beträgt der Anteil an Schlick und Schlamm mehr als fünf Prozent, droht eine Verschlammung der aufgestauten Fläche. Zudem verringert sich die Menge der gespeicherten Wassermenge parallel zur Abnahme der Größe der Sandkörner. Als weitere technische Grundvoraussetzung muss der Sanddamm an einem Ort gebaut werden, an dem das Flussbett aus gut erreichbarem, felsigem Untergrund besteht. Denn nur wenn der Damm direkt in dem Grundgestein verankert ist (siehe Schaubild), kann die Gefahr einer Unterspülung verhindert werden, die den Damm perspektivisch wegschwemmen würde.
Für den Bau sind anschließend zwei goldene Regeln bestimmend:
Der Sanddamm muss auf beiden Seiten mindestens 1,5 Meter breiter sein als die gewöhnliche Flussbreite bei Hochwasser, damit sich das Wasser nicht einen Weg um das Bauwerk bahnen kann. Zudem muss der Sanddamm dem Fluss seinen angestammten Verlauf lassen. Das gelingt über die Abstufung der Dammhöhe. Diese nimmt vom Ufer des Flusses zum Zentrum hin ab und sorgt dafür, dass das über den Damm fließende Wasser stets in der Mitte des Flusslaufs über das Bauwerk strömt.
Sanddämme sind technisch vergleichsweise einfach zu erstellende und wartungsarme Bauwerke. Sie ermöglichen den Gemeinden durch begleitende Maßnahmen eine nachhaltige Verbesserung der Einkommenssituation und eine Stärkung der Selbstverwaltung. Es sind sogar Verbesserungen des Mikroklimas zu verzeichnen, wenn mehrere Sanddämme in einer Reihe gebaut werden.
Einbezug der Gemeinden
Nebst den technischen Voraussetzungen sind für den nachhaltigen Betrieb eines Sanddamms auch weitere Kriterien wichtig. Zentral ist etwa die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die den Damm baut und betreibt. Die Hilfsorganisation arche noVa engagiert sich deshalb nur dort, wo bereits eine lokale Initiative besteht. Denn nur wenn sich die Gemeinde mit dem Projekt identifiziert, kann die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass der Damm von den involvierten Menschen längerfristig unterhalten wird.
„Mit unserem Brunnen am Sanddamm habe ich Zugang zu sauberem Wasser und muss nicht mehr weit laufen, um meine Container zu füllen. Auch das Vieh hat genug Wasser und ich kann die Felder bewässern“
Patricia Kioko, Mitglied der Mukaso Selbsthilfegruppe
Wissenstransfer über Landesgrenzen
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem Bau von Sanddämmen hat sich das Konzept bereits über die Landesgrenzen Kenias hinaus verbreitet. Gemeinsam mit der somalischen Partnerorganisation Action for Social and Economic Progress (ASEP) und ASDF hat arche noVa nahe der Stadt Garbaharrey in der Region Gedo bereits einen Sanddamm errichtet.
Auch wenn der Damm noch nicht genügend Regenzeiten erlebt hat, um gesättigt genug als Wasserreservoir zu dienen, macht die aktuelle Dürrekatastrophe gerade deutlich, wie wichtig solche Wasserspeicher zukünftig sein werden. Zudem unterstreicht das Beispiel die Bedeutung des durch arche noVa ermöglichten Wissenstransfers zwischen verschiedenen Hilfsorganisationen. Durch die institutionelle Stärkung der lokalen Partnerorganisationen werden diese befähigt, sich untereinander zu vernetzen und Wissen und Ideen für Lösungsansätze im Kampf gegen den Klimawandel auszutauschen und im Notfall selbstständig reagieren zu können. Das Ziel müsste eigentlich sein, dass die Hilfsorganisationen gar nicht mehr benötigt werden. Doch angesichts fehlender finanzieller Hilfen im Kampf gegen die Dürrekatastrophe in Ostafrika zeigt sich derzeit, wie wichtig die Unterstützung durch die Hilfsorganisationen weiterhin bleibt.
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Autoren
David Streit
Mathias Anderson
arche noVa Initiative für Menschen in Not e. V.