Parallele Brauch- und Trinkwassererzeugung
Innovatives Konzept für duale Kleinwasserwerke
ViWaT ist das größte deutsch-vietnamesische Forschungsprojekt und wird von den zuständigen Ministerien beider Länder gemeinsam getragen (BMBF in Deutschland und MOST in Vietnam). Die Ruhr-Universität Bochum verantwortet den Teil „Planung“, die Universität Karlsruhe den Teil „Engineering“ und IEEM, das Umweltinstitut an der Universität Witten/Herdecke, verantwortet den Teil „Betrieb“. Zum letztgenannten Teil, gehört ein Arbeitspaket, welches Kleinwasserwerke für die vielen Menschen in abgelegenen Gebieten des Mekongdelta entwickelt, die über zentrale Versorgungsnetzte nicht erreichbar sind.
Zur Entsalzung des Rohwassers bei Trockenzeiten ließ es sich an zwei der drei Standorten nicht vermeiden, eine Umkehrosmose zur Nachreinigung des ansonsten sauberen Wassers aus dem Aquacube einzubauen. Die hohen Betriebskosten durch diese Umkehrosmose (RO) werden dadurch reduziert, dass das Trinkwasser mit separatem Zapfhahn nur für Trinkwasserzwecke verfügbar gemacht und das Brauchwasser (ohne nachgeschaltete RO-Behandlung) durch einen anderen Zapfhahn angeboten wird. Die RO-Anlage läuft also nur dann, wenn der Salzgehalt die zulässigen Werte ansonsten überschreiten würde, und nur für den Teilstrom, der tatsächlich für Trinkwasser abgerufen wird. Diese Konstellation hat sich im Betrieb bewährt.
Das Konzept einer dualen Wasserversorgungsanlage, die Trinkwasser und Brauchwasser gleichzeitig erzeugt („dual water system“) und zudem nicht nur auf eine, sondern auf mehrere, unterschiedliche Rohwasservorkommen zurückgreifen kann („multi fed“), bezeichnet IEEM als MFDWS (Multi Fed Dual Water System).
Weil nicht nur im Mekong Delta, sondern auch in vielen anderen Regionen der Welt ähnliche Notwendigkeiten bestehen beziehungsweise entstehen, erwartet IEEM eine wachsende Nachfrage für diesen neuartigen Anlagentyp. Das betrifft laut Prof. Dr. mult. Karl Rudolph nicht nur die Küstenregionen und Flussdeltas, sondern auch Gebiete im Inland, die von einer Versalzung der Binnengewässern betroffen sind. Zudem werde der Bedarf an MFDWS-Anlagen auch in jenen Regionen zunehmen, wo zentrale Systeme nicht passen. Das gälte nicht nur für die von Krieg oder Unruhen geplagten Länder, sondern auch dort, wo zentrale Anlagen in der Realität nicht oder nicht zuverlässig genug funktionieren - sei es aus technischen Gründen oder schlicht durch staatliches Versagen. Denn dort wollen die Verbraucher, die auf sichere Wasserversorgung angewiesen sind, ihr eigenes dezentrales Kleinstwasserwerk haben – und sei es auch nur, um sich im Falle einer Störung autonom selbst-versorgen zu können. Schon seit Jahrzehnten gäbe es in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern in jedem besseren Hotel zur Sicherheit eigene Wasserspeicher und bei den größeren und besseren Spitzenhotels fast immer eine eigenes Wasseraufbereitungssytem, dem der Hotelmanager und seine Kunden vertrauen könnten.