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Checklisten für Bestandsaufnahmen
Die Anwendung von Checklisten wurde bisher unterschiedlich gehandhabt. Erfahrene Personen, die mehrere Gefährdungsanalysen für unterschiedliche Gebäudearten bereits erstellt haben, benötigen meist keine Erinnerungslisten, allerdings sind diese Checklisten für die ersten zu erstellenden Analysen durchaus hilfreich. Inzwischen gibt es mehrere derartige Listen:
- Checkliste in der „Schulungsunterlage Wasserhygiene“ des VDI. Diese Unterlage erhalten Personen, die an einem VDI/DVGW 6023-Seminar teilnehmen
- Checkliste durchzuführender Arbeiten des ZVSHK
- Checkliste Bestandsaufnahme in der VDI/BTGA/ZVSHK 6023 Blatt 2
- Praxisleitfaden BTGA und ZVSHK, der 2019 überarbeitet veröffentlicht wurde
Diese Listen sind noch keine Gefährdungsanalyse, sondern dokumentieren den vor Ort vorgefundenen Zustand der Trinkwasser-Installation, sie können auch als Begehungsprotokoll bezeichnet werden und müssen dann in einer Analyse verarbeitet werden.
Warm-/Kaltwasser, Trinkwassererwärmer und Zirkulation
- Kaltwasserproblematik
Die optimale Kaltwassertemperatur ist circa 10 bis 12 Grad Celsius am Hauseingang. Erhöhte Kaltwassertemperaturen über 25 Grad Celsius sind problematisch, da die Legionellen ein optimales Wachstum zwischen 25 und circa 55 Grad Celsius haben. In diesen Fällen wird das Wachstum bereits im Kaltwasser gefördert.
- Trinkwassererwärmer
Die Art des Trinkwassererwärmers (TWE), Aufbau, Inhalt und die Temperatur am Warmwasseraustritt (≥ 60 Grad Celsius bei Großanlagen) sind zu dokumentieren, genauso wie der allgemeine Zustand und die Wartungsintervalle. Ist eine Inspektionsöffnung vorhanden bzw. sind Kalk- und Schmutzablagerungen im TWE? Ob das Wasser an allen Stellen gleichmäßig erwärmt wird, kann mit einer Wärmebildkamera dokumentiert werden. Stagnation muss im TWE unbedingt verhindert werden, aus den Verbrauchsmengen lassen sich Rückschlüsse auf Stagnationen ziehen. Zu überprüfen sind auch die Probenahmemöglichkeiten in der gesamten Installation.
- Zirkulation
Ist eine Zirkulationspumpe vorhanden und wie sind die Laufzeiten eingestellt? Laut Arbeitsblatt W 551 können Zirkulationspumpen für 8 Stunden innerhalb von 24 Stunden abgeschaltet werden. Eine Stagnation muss unbedingt verhindert werden, in der Trinkwasserhygiene gilt die Forderung „Wasser muss fließen“. In der DVGW-Information Wasser Nr. 90 (März 2017) wird ein Dauerbetrieb empfohlen, da nur dann sichergestellt ist, dass die Legionellen begrenzenden Temperaturen eingehalten werden. Nicht nur aus Komfortgründen sind dauerbetriebene Zirkulationspumpen wichtig, auch aus Hygienesicht.
- Temperaturprofile
Die Temperatur ist der wichtigste Einflussfaktor für das Wachstum von Mikroorganismen. Außer der Kaltwassertemperatur sind die Warmwassertemperaturen am Ausgang des Trinkwassererwärmer zu überprüfen, aber auch die Temperaturen an den Zapfstellen und gegebenenfalls von einzelnen Zirkulationssträngen. Temperaturprofile können von Kalt- und Warmwasser erstellt werden, die Raumtemperaturen sind ebenfalls zu dokumentieren. Es hat sich bewährt, Temperaturprofile über mehrere Tage, durchaus bis zu einer Wochen oder noch länger, zu erstellen. Dadurch können zum Beispiel im Hotelbereich die Temperaturen sowohl der Werktage als auch der Wochenendtage gemessen werden und somit einen guten Überblick geben, wie die Temperaturverläufe sind. Der Einsatz von Datenloggern ist sinnvoll und hat sich bewährt. Schwachstellen können dadurch lokalisiert werden.
Bauteile – Werkstoffe - Dämmung
Alle sonstigen Bauteile, wie zum Beispiel die Absperrarmaturen, Zirkulationsventile, Entnahmearmaturen (hier vor allem auf Perlatoren achten), Sicherungs- und Sicherheitsarmaturen, Druckerhöhungsanlagen und Membranausdehnungsgefäße, sind auf korrekten Einbau, Hygienezustand und einwandfreie Funktion zu begutachten. Auffällig waren in den vergangenen Jahren falsch eingebaute Membranausdehnungsgefäße, die ein gesundheitliches Risiko darstellen können.
Bestimmungsgemäßer Betrieb
Der Begriff „Bestimmungsgemäßer Betrieb“ ist u. a. im DVGW Arbeitsblatt W 557 definiert und beinhaltet folgende Forderungen: Betrieb der Trinkwasser-Installation wie bei der Planung zugrunde gelegt, Vermeidung von Stagnation, Einhaltung der Temperaturen (kalt und warm) und regelmäßige Instandhaltungen. Diese Vorgaben müssen bei der Vor-Ort-Begehung stets überprüft und in der Gefährdungsanalyse dokumentiert werden – sie dienen sozusagen als Leitlinie für jede Dokumentation.
Bisherige Schwachstellen
Die häufigsten Mangelpunkte von Gefährdungsanalysen sind die fehlende Struktur, kein Inhaltsverzeichnis, fachlich falsche Aussagen, Zitieren von veralteten Regelwerken und eine falsche Risikobeurteilung. Nicht jeder Mangel hat auch eine gesundheitliche Auswirkung – das treffend zu beurteilen ist die wichtigste Aufgabe des Gefährdungsanalytikers. Auf diese Beurteilung sollte besonders geachtet werden. Auch die Begrifflichkeiten gehen oftmals durcheinander. In ein und demselben Bericht werden verschiedene Begriffe verwendet (zum Beispiel Gefahrenanalyse, Risikoanalyse). In der TrinkwV wird der Begriff Gefährdungsanalyse verwendet, von daher sollte man diesen verwenden. Mängel werden gut dokumentiert, aber es fehlen Vorschläge für die durchzuführenden Maßnahmen, wobei in einer Gefährdungsanalyse keine Sanierungskonzepte enthalten sein sollten. Auch eine zeitliche Priorisierung der Maßnahmen fehlt oftmals.
Fazit
Nach wie vor sind Gefährdungsanalysen bezüglich des Inhalts und des Aufbaus mangelhaft. Auf die äußere Struktur sollte zukünftig mehr Wert gelegt werden, inhaltlich müssen Aussagen fachlich richtig sein, dazu muss der Gefährdungsanalytiker das Regelwerk beherrschen. Die festgestellten Mängel sollten ausführlich beschrieben werden, aber möglichst keine gesamten Regelwerke, Raumbücher, Betriebsanleitungen oder andere Dokumentationen als Textfüller anhängen. Nicht die Seitenzahl ist entscheidend, sondern die sorgfältige Dokumentation. Auffällig ist, dass Mangelpunkte in vielen Ausarbeitungen vom gesundheitlichen Risiko falsch eingeschätzt werden. Von daher sind auch mikrobiologische Kenntnisse für einen Gefährdungsanalytiker wichtig, die Personen sollten sich in diesem Themengebiet stets weiterbilden.
Dr. Heinz Rötlich
Leiter Seminare
JUDO Wasseraufbereitung